Lipotol & Colonox: Betrug mit unlauterer Werbung aufgedeckt
Die Diätpille Lipotol und der Darmreiniger Colonox werden direkt vom Anbieter im Internet zum Verkauf angeboten. Bei der Überprüfung diverser Erfahrungsberichte stieß Gesundheitsschau jedoch Anfang August 2014 auf kopierte Vorher-Nachher-Fotos und fragwürdige Werbung.
Auf den ersten Blick stellen Lipotol und Colonox eine vermeintlich sehr unkomplizierte Lösung zum Abnehmen dar. Durch die Einnahme von jeweils zwei Kapseln am Abend schmilzt das unerwünschte Körperfett einfach dahin. Dank einer einzigartigen Formel diverser Wirkstoffe gehört sogar Heißhunger der Vergangenheit an. Nach vielen Jahren endlich eine Revolution der Diätpräparate?
Deutliche Enttäuschung bei den Inhaltsstoffen
Eine Betrachtung der Inhaltsstoffe dürfte Experten die eine oder andere dunkle Vorahnung bescheren. Die Mischung aus altbekannten und wenig wirksamen Stoffen der Nahrungsergänzung ist alles andere als innovativ und sorgt für wenig Begeisterung:
- Das Zitrusfrucht-Extrakt Sinetrol gehört noch zu den vielversprechendsten Bestandteilen und wurde in zwei Studien mit leicht positiven Resultaten erprobt. Leider fällt die Konzentration in Lipotol unter Berücksichtigung der Tagesration deutlich zu gering aus, um eine ähnliche diätische Wirkung zu gewährleisten.
- Colonox disqualifiziert sich durch den Schwerpunkt auf Garcinia Cambogia direkt. Dieser Wirkstoff fiel in einem früheren Testbericht im Hinblick auf eine Gewichtsreduktion kläglich durch und gehört zu kurzzeitigen Trendprodukten ohne nachhaltige Effekte.
- Auch die Acai Beere, weißer Tee oder Bromelain existieren seit Jahren in diversen Formen auf dem Markt und konnten nie im Kampf gegen lästige Pfunde überzeugen.
Eine Dose enthält 60 Tabletten schlägt mit einem Preis von über 55 Euro zu Buche. Eine Kombination kostet demnach über 100 Euro für einen Monatsvorrat. Konkurrenzangebote mit höher konzentrierten Inhaltsstoffen sind zu deutlich geringeren Kosten käuflich erwerbbar.
Wie passen diese ernüchternden Erkenntnisse mit den beworbenen zweistelligen Abnehmerfolgen der Kunden zusammen?
Lipotol Erfahrungen als Fälschung enttarnt
Auf der offiziellen Website präsentiert das Unternehmen unterschiedliche Beiträge von Käufern, die sensationelle Erfahrungen mit Lipotol machen durften. Mia B. reduzierte ihr Gewicht beispielsweise um 17 Kilogramm. In Wahrheit handelt es sich dabei allerdings um die kanadische Autorin Rolla Bahsous, welche im Jahr 2012 ihre Diät-Geschichte auf einem englischsprachigen Gesundheitsportal veröffentlichte und nichts mit Pillen zu tun hat.
Wie steht es um das gelungene Fazit von Jenny S., die 27 Kilogramm abgenommen hat?
Nachdem ich Lipotol einen Monat lang genommen hatte, fühlte ich mich wunderbar in Form. Ich hatte mehr Gewicht verloren als ich mir jemals erträumt hatte, und ich bin wirklich zufrieden mit dem Ergebnis.
Auch in diesem Fall entspringt die gesamte Aussage der Fantasie fleißiger Mitarbeiter. Jenny heißt eigentlich Sara-Jayne und erreichte durch eine konsequente Ernährungsumstellung über einen Zeitraum von zwei Jahren ihr neues Gewicht. Der Irish Mirror publizierte die Erfolgsgeschichte im Mai 2013 mit genau den Fotos, die heute missbräuchlich für Lipotol verwendet werden.
Mit beschämender Dreistigkeit bewirbt der Vertrieb offensichtlich frei erfundene Erfahrungsberichte und garniert diese zudem mit kopierten Vorher-Nachher-Bildern von Personen aus dem Netz, deren Geschichten nichts mit dem eigenen Produkt zu tun haben. Schon erstaunlich, dass der Anbieter „einer der erfolgreichsten natürlichen Schlankmacher unserer Zeit“ (Zitat der offiziellen Website) solche Methoden nötig hat.
Kann Colonox das Vertrauen zurückgewinnen?
Wer dem Darmreiniger Colonox eine Chance geben möchte, sei ebenso gewarnt. Auch die Vergleichsbilder zu diesem Produkt entstammen ebenfalls anderen Testberichten. Für Verwunderung sorgt dieser Umstand nicht, denn beide Präparate werden durch das gleiche Unternehmen verkauft. Das erklärt auch die ähnlichen Grammatik- und Rechtschreibfehler auf beiden Seiten. Schon die richtige Schreibweise der Inhaltsstoffe stellt wohl eine unüberwindbare Hürde dar.
Positiv: Ein technisch sicherer Bestellvorgang
- Die Eingabe der persönlichen Daten wird mittlerweile durch eine vollständige SSL-Verschlüsselung geschützt.
- Die Colonox-Website enthält außerdem ein Gütesiegel des Unternehmens Starfield Technologies zur Verifizierung des erfüllten Sicherheitsstandards.
Auf die vollmundig garantierte Zufriedenheit darf man sich jedoch nicht verlassen, denn dieses Versprechen heben die Allgemeinen Geschäftsbedingungen mit folgender Passage wieder auf:
Gewichtsverlust ist nicht garantiert und wird nicht versprochen. […] Von daher findet das Rückgaberecht auf einen nicht vollzogenen Gewichtsverlust beim Kunden keine Anwendung.
Wer sind die Verantwortlichen?
Die im Hintergrund agierende Quadriga Development Ltd. erweist sich mit dieser Art der Vermarktung als waschechter Wiederholungstäter. In der Vergangenheit warnte Gesundheitsschau bereits eindringlich vor Redunovin, einem fast identischen Diätprogramm aus gleichem Hause. Die damaligen Kritikpunkte wiederholen sich bei Lipotol und Colonox in erschreckend ähnlicher Form.
Insbesondere die zahlreichen Internetseiten, welche unter dem Namen „Apotheken Aktuelle“ oder ähnlich möglichst seriös klingenden Titeln im Netz zu finden sind, sorgen für Kopfschütteln. Hinter diesen Auftritten stecken keine echten Gesundheitsportale, es handelt sich um reine Werbung, die mit einer redaktionellen Aufmachung als Tarnung möglichst viele neue Kunden generieren soll.
- Jeder Link führt zur Seite des Diätpillen-Anbieters. Das betrifft auch Kategorien und Sektionen (wie beispielsweise „Fitness“ oder „Schönheit“) der Navigation, das angebliche Portal besitzt keine anderen Inhalte.
- Die Vorher-Nachher-Bilder zeigen nicht die Autorin, deren Name übrigens in feiner Regelmäßigkeit geändert wird, sondern stammen aus anderen Quellen.
- Eigene Kommentare unter dem Artikel werden nicht veröffentlicht, die positiven Beiträge angeblicher Leser täglich mit neuem Datum aktualisiert.
- Trotz einer ägyptischen Anbieterkennzeichnung speichert (ganz zufällig) genau der gleiche deutsche Serverprovider, der auch für den offiziellen Lipotol-Shop zuständig ist, diese Werbeseiten.
Wer rechtlich gegen den Anbieter vorgehen möchte, sollte sich vorher mit der Gesetzeslage in Deutschland und gegebenenfalls auch Großbritannien auseinandersetzen, da hier laut Impressum der Firmensitz liegt.
Scheitern mit Ansage: Lipotol und Colonox überzeugen nicht
Auch im zweiten Versuch stellt sich Quadriga Development Ltd. mit ihrem Werbebetrug selbst ein Bein. Bei eventueller Unverträglichkeit eines der Inhaltsstoffe drohen Nebenwirkungen, weshalb sogar das produkteigene Etikett eine Verwendung nur unter ärztlicher Aufsicht empfiehlt. Da hilft auch keine noch so emsige Promotion als Apothekenprodukt oder Verweise auf gesetzlich vorgeschriebene Prüfungen, die jedoch eine existierende diätische Wirkung gar nicht untersuchen.
Ob ein Kauf der Diätpräparate Lipotol und Colonox unter Berücksichtigung dieser Informationen in Frage kommt, bleibt schlussendlich jedem selbst überlassen. Gesundheitsschau beließ es bei einer Sichtung der Internetangebote Anfang August 2014 und sah von einer Bestellung mit eigenem Test anschließend ab.
Die effektivsten Diäten 2023
Unsere Leser haben gewählt: Welche Diät überzeugt durch gute Ergebnisse?
Zur Empfehlung Diäten im Test